Tarifrunde Holz und Kunststoff

Arbeitgeber provozieren Warnstreiks: Beschäftigte im Möbelwerk Heidenau setzen sich für die Angleichung ein

15.02.2024 | Am 15. Februar waren die Beschäftigten im Möbelwerk Heidenau für zwei Stunden im Warnstreik vor dem Tor. Die Produktion stand für zwei Stunden still. Sie traten damit für ihre Forderung nach einer Angleichung der Arbeitsbedingungen ein. Seit 34 Jahren besteht eine Mauer bei den Arbeitsbedingungen in Ost und West. Sachsen gehört bei der Höhe der Entgelte in der Holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie zu den Schlusslichtern.

Alle Fotos: Norbert Neumann

„Bei der Verteilung der Warnstreik-Aufrufe am Mittwochmorgen war bereits klar, dass die Beschäftigten sauer sind“, berichtete Manuela Bergmann, Politische Sekretärin der IG Metall Dresden und Riesa. „Donnerstagmittag war die gesamte Frühschicht draußen, die Spätschichtler sind früher gekommen und sogar die Nachtschicht war vertreten – insgesamt rund 100 Leute. Die fehlenden zwei Stunden in der Produktion werden sich auf die Produktion am Freitag auswirken, denn hier fehlen dann die nicht gefertigten Komponenten für die Weiterverarbeitung.“

André Pachmann, Mitglied der Tarifkommission und Betriebsratsvorsitzender, war begeistert: „Das ist unser erster Warnstreik überhaupt. Super, dass wir es so überzeugend hinbekommen haben, geschlossen für unsere Forderungen einzustehen. Wir haben dem Arbeitgeber gezeigt, was es bedeutet, wenn wir ihm zwei Stunden unsere Arbeitskraft nicht zur Verfügung stellen. Nach 34 Jahren-Schlusslicht bei den Arbeitsentgelten ist uns klar geworden: Wir müssen jetzt zusammen mit der IG Metall laut werden. Es bewegt sich sonst nichts und an gutmeinende Versprechen glauben wir nicht mehr.“

Sachsen liegt bei den Entgelten sogar mehr als 12 Prozent unter den Einkommen in Sachsen-Anhalt. Da Zuschläge, Urlaubsgeld und die 13. Sonderzahlung („Weihnachtsgeld“) vom Grundentgelt abgeleitet werden, ergibt sich beim Jahreseinkommen in Sachsen-Anhalt eine weitere große Differenz. Bundesweit werden in der Tarifrunde der Branche Holz- und Kunststoffverarbeitende Industrie 8,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und eine soziale Komponente, beispielsweise als steuerfreie Inflationsausgleichsprämie gefordert. Die Ausbildungsvergütungen sollen überproportional steigen. In Sachsen fordert die IG Metall zusätzlich die Angleichung der Entgelte an das Niveau des Tarifgebietes Sachsen-Anhalt.

Inzwischen haben die meisten Tarifgebiete – auch Sachsen-Anhalt – Tarifergebnisse abgeschlossen. Innerhalb von 23 Monaten werden die Entgelte schrittweise um 8 Prozent angehoben und Inflationsausgleichsprämien gezahlt. In Sachsen ringen die Kolleginnen und Kollegen noch immer um ihren Abschluss.

Nachdem in der ersten Tarifverhandlung in Sachsen im Januar die Arbeitgeberseite zunächst erklärt hatte, große Schritte in Richtung Angleichung der Entgelte gehen zu wollen, wurde in der zweiten Tarifverhandlung das Angebot dem nicht gerecht. Denn die angebotene Entgeltsteigerung von insgesamt 9,9 Prozent stellt keinen großen Schritt dar. Des Weiteren boten die Arbeitgeber 200 Euro weniger Inflationsausgleichsprämie als in Sachsen-Anhalt an. Anders als in Sachsen-Anhalt sollen hier bereits betrieblich gezahlte Inflationsausgleichsprämien voll angerechnet werden. Die IG Metall hat daher die Verhandlungen unterbrochen.

 

 

Von: mb_aw

Unsere Social Media Kanäle