Heine Resistors in Dresden

Belegschaft von Heine Resistors in Dresden wehrt sich gegen Standortschließung

20.02.2025 | Metallerinnen und Metaller neigen nicht dazu, den Kopf in den Sand zu stecken. Die 65 Kolleginnen und Kollegen bei Heine Resistors in Dresden haben mitgeteilt bekommen, dass die 42 Kopf starke Produktion geschlossen werden soll. Bei klirrender Kälte haben sie heute mit einer Aktiven Mittagspause ein Zeichen gesetzt: „Wir leisten Widerstand und fordern den Standorterhalt!

Aktive Mittagspause bei Heine Resistors am 20. Februar 2025 - Fotos: IG Metall

Bei Heine Resistors Dresden produzieren 65 Beschäftigte elektronische Widerstände für den Industrie- und Bahnbereich. Das Unternehmen gehört zu Knorr Bremse. Der milliardenschwere Knorr Bremse-Konzern ist bekannt dafür, Tarifflucht zu begehen und Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Am 20. Februar hat der Konzern mit einer Pressemitteilung informiert, dass mit einem Umsatz von 8.100 Millionen Euro in diesem Jahr gerechnet wird. Der Konzern spricht von Höchstständen und im Jahr 2024 einen Konzernumsatz von 7,2 Milliarden Euro erzielt hat. Trotz Ankündigung im Jahr 2023, die 42-Stundenwoche abzuschaffen, ist dies bei den meisten Beschäftigten bei Knorr Bremse-Standorten immer noch die Standardarbeitszeit. Knorr Bremse ist als einziges Großunternehmen in der Metall- und Elektroindustrie im MDAX nicht tarifgebunden. Und jetzt soll die die komplette Produktion des Standortes Heine Resistors in Dresden nach Polen verlagert werden.

Inzwischen sind fast alle Kolleginnen und Kollegen bei Heine Resistors Mitglied in der IG Metall. Am 20. Februar ist Konzernbetriebsratssitzung, Betriebsversammlung und bei der aktiven Mittagspause zeigt die Belegschaft, dass sie sich gegen eine Standortschließung wehren wird. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Arbeit klaut“, war laut und klar vor dem Werkstor zu vernehmen.

Werner Ratzisberger, Betriebsrat bei Knorr Bremse in München und Konzernbetriebsrat sowie Aufsichtsratsmitglied, zeigte sich solidarisch mit den Kollegen von Heine. „Wir versuchen alles, um die Arbeitsplätze zu halten. Wir finden, dass Knorr Bremse sich auch Produktionsarbeitsplätze in Deutschland leisten kann. Darum werden wir kämpfen.“

„Wenn ihr jetzt mit der Sparpolitik auf eure Kosten Schluss machen wollt, dann steht jetzt auf und wehrt euch. Das Gute ist, das müsst ihr nicht allein tun. Das macht ihr gemeinsam als gut organisierte Belegschaft. Denn den ersten Schritt seid ihr gegangen: Die absolute Mehrheit von euren Kolleginnen und Kollegen ist in den letzten Wochen der IG Metall beigetreten. Ich hoffe sehr, dass ihr jetzt voll durchstartet. Es ist ein Kaltstart und gibt deshalb leider keine Gewinngarantie“, so Tobias Salin, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Dresden. „Aber jetzt heißt es:  Sprecht auch eure noch nicht organisierten Kolleginnen und Kollegen an und holt sie in das Team der IG Metall! Vernetzt euch mit den Gewerkschaftsmitgliedern aus anderen Betrieben! Und organisiert euch im Betrieb und werdet aktiv gegen die geldgetriebene De-Industrialisierungspolitik von Knorr-Bremse!“

Philipp Gola, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Heine Resistors, erklärte, dass die Belegschaft nicht mit der Verlagerung der Arbeitsplätze nach Polen einverstanden sei. „Die wirtschaftlichen Zahlen der letzten Jahre geben das nicht her. Wir sind ein gutes Team, das sieht man auch daran, dass wir uns in kürzester Zeit gewerkschaftlich sehr gut organisiert haben. Wir halten hier und auch konzernübergreifend zusammen. Wir werden uns auch mit anderen Standorten gemeinsam gegen die Verlagerung nach Polen wehren. Unser Arbeitgeber muss merken, dass er nicht machen kann, was sie wollen.“

Aus Berlin berichtete eine Kollegin von Knorr Bremse, dass sie 2017 die Verlagerung nach Tschechien abgewehrt haben. In der Zwischenzeit wurde in Automation am Standort investiert. „Wir haben jetzt auch die Befürchtung, dass wir wieder auf dem Zettel sind. Noch sind wir nicht informiert worden, ob etwas ansteht. Aber das wird uns wahrscheinlich im Laufe des Frühjahres ereilen.“ Ein Kollege aus Berlin ergänzte: „Die entscheidende Beraterfirma war gerade wieder in Berlin im Unternehmen unterwegs. Und das bedeutet nichts Gutes.“

Eine Kollegin von Evac in Wedel, die gerade vor drei Jahren von Knorr Bremse aufgekauft wurde, berichtete, dass die Produktion und das Lager verlagert werden sollen. „Es geht alles nach Polen. Es sind vorher keine Informationen geflossen. Wir wurden viel zu spät als Betriebsrat eingebunden.“ Eine Kollegin von Evac ergänzte: „Es geht immer nur um strategische Anpassungen und um eine hohe Rendite für den Konzern, ohne auf uns Menschen zu achten.“ Die Evac in Wedel existiert schon seit den 90er Jahren und hat immer gute Umsätze geschrieben. „Es wird versucht, alles zu automatisieren und alles so günstig wie möglich zu machen. Die Leute fallen dabei hinten runter“, berichtete die Kollegin.

Katja von Hasse & Wrede in Berlin berichtete, dass sie 2017 auch verlagert werden sollten. „Wir konnten das durch eine gute Organisierung erfolgreich abwehren. Wir solidarisieren uns mit den Kollegen, die es jetzt aktuell betrifft. Wir werden weiter mit ihnen gemeinsam kämpfen.“

Zur Aktiven Mittagspause kam auch eine Unterstützerin, die davon in der Zeitung gelesen hatten. Victoria Belz sagte am Rande: „Schon 1990 wurde die Produktion im Osten wegen der günstigen Löhne aufrechterhalten. Und jetzt soll wieder wegen günstigerer Bedingungen in Polen produziert werden. Ich habe selbst in Polen gelebt, mein Mann hat in Polen gearbeitet. Ich mag das Land, aber es geht mir darum, dass nicht immer weiter aus unserer Region weg verlagert wird, nur weil die Produktion in anderen Ländern billiger ist.“

Berichterstattung:

Tag 24, 20. Februar 2025 online

Dresdner Morgenpost, 21. Februar 2025

Von: Tobias Salin-aw

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