Angleichung der Arbeitszeit

IG Metall demontiert weiter die Arbeitszeitmauer: Koenig und Bauer bekommt 35 Stunden-Woche

21.02.2022 | Von einem historischen und überfälligen Schritt spricht die IG Metall Dresden: Für die rund 1.800 Beschäftigten des Radebeuler Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer reduziert sich die Wochenarbeitszeit Stück für Stück auf die in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie übliche 35 Stunden-Woche. Dabei erfolgt die Arbeitszeitreduzierung von 38 auf 35 Stunden über einen Zeitraum von 10 Jahren. Eine Kompensation in Form von Entgeltabzügen oder ähnlichem gibt es dabei nicht: die Arbeitszeitverkürzung findet bei vollem Lohnausgleich statt.

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Aktion an der Elbe der Koenig&Bauer Vertrauensleute im Jahr 2019 "35"

Über viele Jahre hinweg wurde über die Frage der Angleichung der Arbeitszeit auch in der Maschinenbaubranche gestritten. Nun zeigt der erste Maschinenbauer in Sachsen, dass dies nicht nur eine lösbare Aufgabe ist, sondern auch ohne Kompensation erfolgen kann, also ohne einen finanziellen Anteil der Belegschaft. In einem ersten Schritt wird die Arbeitszeit zu Beginn des Jahres 2023 auf 37,5 Stunden reduziert. In den Folgejahren wird die Arbeitszeit jeweils um 15 Minuten bis zum Erreichen der 35-Stunden-Woche abgesenkt.

„Zum ersten Mal ist es in Sachsen gelungen, die 35 Stunden-Woche in einem Unternehmen außerhalb der Automobilbranche durchzusetzen“, sagte Birgit Dietze, IG Metall-Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Das ist ein großartiger Erfolg für die Kolleginnen und Kollegen in Radebeul. Das Loch in der Arbeitszeitmauer zwischen Ost- und Westdeutschland wird immer größer.“

Die IG Metallerinnen und Metaller in dem Unternehmen haben in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Aktionen immer wieder auf die unterschiedlichen Arbeitszeiten zwischen den beiden Standorten in Radebeul und in Würzburg aufmerksam gemacht. Schlussendlich brachte die vergangene Tarifrunde und die im Ergebnis festgehaltene Möglichkeit betrieblicher Lösungen für die Arbeitszeitreduzierung den notwendigen Druck auf die Arbeitgeberseite, den es noch brauchte, um zu einer Lösung zu kommen.

„Wir konnten im vergangenen August gut 800 Erklärungen der Beschäftigten bei unserem Vorstand auf den Tisch legen. Alle beinhalteten die klare Forderung zur Angleichung der Arbeitszeit.“, so Daniel Pfeifer, Betriebsratsvorsitzender bei Koenig & Bauer in Radebeul. Und weiter: „Diese und einige weitere Aktionen haben uns den Weg für die betrieblichen Verhandlungen mit dem Vorstand geebnet. Für unsere Belegschaft inklusive den Auszubildenden ist uns hier, am einzigen ostdeutschen Standort von Koenig & Bauer, ein historischer Schritt gelungen. Denn wir als IG Metaller sind angetreten, die über Jahrzehnte hinweg bestehende Arbeitszeitmauer endlich niederzureißen. Mit der nun abgeschlossenen Vereinbarung haben wir es nicht nur geschafft, die Angleichung der Wochenarbeitszeit an den Würzburger Standort einzuleiten. Wir haben es auch geschafft, endlich diese Ungerechtigkeit zu beseitigen, die für viele Unternehmer Langezeit als notwendiger Wettbewerbsvorteil zwischen Ost und West galt.“

„Die Metallerinnen und Metaller bei Koenig & Bauer sind drangeblieben und belohnen sich nun selbst mit diesem bemerkenswerten Ergebnis. Die Stärke unserer Mitglieder im Betrieb hat hierbei zum Erfolg geführt. Dies wird auch Strahlkraft auf andere Betriebe in der Region haben.“ ist sich Willi Eisele, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Dresden und Riesa, sicher.

 

Von: sk

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