Metall- und Elektroindustrie

Von der Sozialtarifvertragsforderung zur Betriebsratsgründung

08.03.2019 | Die Belegschaft von Joyson Safety Systems aus Döbeln hat am 05. März ihre 1. Betriebsversammlung durchgeführt, mit dem Ziel, einen Wahlvorstand zur Wahl eines Betriebsrates zu wählen.

Foto: Warnstreik vom 18.01.2019 bei Joyson Safety Systems in Döbeln

Die Belegschaft von Joyson Safety Sachsen GmbH in Mockritz bei Döbeln hat es derzeit nicht leicht: Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde das ehemalige Takata Werk an Joyson Safety Systems verkauft. Eine positive Zukunft stellte der milliardenschwere Käufer der Belegschaft damals in Aussicht. Knapp 6 Monate später kam dann die böse Überraschung. Das Werk soll zum 31.12.2019 geschlossen werden. Alle 101 Mitarbeiter/innen sollen ihren Arbeitsplatz verlieren.

Die darauf einsetzende Welle des Entsetzens schwappte von sofort in die Erkenntnis über, dass man jetzt für seinen Arbeitsplatz kämpfen muss. So organisierten sich gut 95 Prozent der Kolleginnen und Kollegen in der  IG Metall und stellten in einer Mitgliederversammlung die Forderung nach einem Sozialtarifvertrag auf.

Die Arbeitgeberseite reagierte zunächst nicht auf die Forderungen ihrer Belegschaft. So mussten mehrere öffentlichkeitswirksame Aktionen in Form eines Warnstreiks und einer Kundgebung auf dem Döbelner Markt den Arbeitgeber zur Vernunft bringen. 

Mittlerweile haben die ersten Tarifverhandlungsgespräche zwischen der IG Metall Riesa und der Geschäftsleitung stattgefunden. Ein Mitglied der Tarifkommission sagte dazu: „Erst wurden wir verkauft und jetzt sollen wir geschlossen werden. Viele der Kolleginnen und Kollegen arbeiten hier schon seit Jahrzehnten und oftmals auch ihre Lebenspartner. Dadurch ist die Entscheidung des Arbeitgebers, diesen Standort schließen zu wollen, auch eine existenzielle Gefahr für viele von uns. Auch aus diesem Grund haben wir uns entschieden zu kämpfen. Wir wollen einen Sozialtarifvertrag, der uns einen Ausgleich für den Arbeitsplatzverlust gibt. Wenn unser Arbeitgeber schon keine soziale Verantwortung übernimmt, soll er wenigstens wissen was dies kostet.“

Anfang März hat die IG Metall Riesa zu einer Betriebsversammlung zur Wahl eines Wahlvorstandes eingeladen. In einer 5 ½ stündigen Versammlung haben die Kolleginnen und Kollegen ihren Wahlvorstand gewählt. Nun soll der Betriebsrat gewählt werden und seine Arbeit aufnehmen.

Steven Kempe, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Riesa, sagt dazu: „Die Situation bei Joyson ist schon sehr schwierig. Beeindruckend ist jedoch, was so ein Prozess mit einer Mannschaft macht: Der Zusammenhalt ist enorm! Ich hoffe, dass dies auch ein Zeichen an andere Belegschaften ist und dass sie daraus erkennen, dass man nicht warten sollte, ‘bis das Kind in den Brunnen gefallen ist‘.“

Von: sk

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