24.10.2024 | Am 24. Oktober wurde es eine Stunde sehr laut vor dem Werkstor von Steris in Radeberg. Das Unternehmen verweigert seit September weitere Gespräche über einen Tarifvertrag, obwohl diese zugesagt wurden. Das Unternehmen fährt Millionengewinne ein, aber bei den Beschäftigten kommt nichts an.
Am 17. Juli hatte die IG Metall Dresden den Arbeitgeber aufgefordert, sich erstmalig zu Gesprächen über einen Tarifvertrag zu treffen. Nachdem am 12. September ein Sondierungsgespräch stattgefunden hatte, wurde vom Unternehmen in einem Schreiben zugesagt, weitere Gespräche zu führen. Seit September ist jedoch Grabesstille auf Seiten des Arbeitgebers. Mehrmals hat die IG Metall nachgefragt, aber bisher gibt es keine Reaktion.
Bereits letzte Woche haben die Beschäftigten bei Steris eine aktive Frühstückspause genutzt, um auf ihre Forderung nach einem Tarifvertrag aufmerksam zu machen.
"Ich bin heute mit euch gemeinsam hier, weil wir mehr verdienen und STERIS auffordern, uns endlich faire Arbeitsbedingungen zu garantieren", sagte Magdalena Dressler, Mitglied in der Tarif- und Verhandlungskommission. "STERIS ist Weltmarktführer für Sterilisation, aber zahlt kein Urlaubsgeld und kein Weihnachtsgeld, Überstunden sind mit dem Entgelt abgegolten und unsere Kolleginnen und Kollegen, die in Leiharbeit, als Azubis oder befristet bei uns arbeiten, haben am Ende des Monats zu wenig im Portemonnaie. Unsere Geschäftsführung reagiert nicht auf unsere Aufforderungen zur Verhandlung, sondern sitzt das einfach aus und hält uns hin. Das lassen wir aber nicht mit uns machen! Ich finde es richtig stark, heute gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen zu streiken und damit ein Zeichen zu setzen, damit unsere Geschäftsführung versteht, dass wir es ernst meinen und uns nicht einfach ignorieren lassen."
Tobias Salin, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Dresden, berichtet von einer 40-Stundenwoche der Beschäftigten. In den beiden höheren Entgeltgruppen, bei denen der Brutto-Lohn bei circa 4.700 Euro liegt, sind es sogar rund 45 Stunden pro Woche. Diese Arbeitszeit kommt zustande, da von diesen Beschäftigten erwartet wird, dass 20 Stunden Mehrstunden mit dem Bruttogehalt abgegolten sind. „Die Beschäftigten erwarten, dass sie endlich tarifliche Regelungen erhalten und ihre Leistung entsprechend entgolten wird. Beispielsweise sind Mehrarbeitsstunden im Tarifvertrag vergütungs- und zuschlagspflichtig“, so Tobias Salin. „Die Beschäftigten bekommen bei Steris kein Weihnachts- und Urlaubsgeld und haben keinen Cent Inflationsausgleichsprämie erhalten, obwohl auch sie die stark erhöhten Preise abfedern müssen.“
Angelockt von dem Radau, mit dem die Metallerinnen udn Metaller auf sich aufmerksam machten, schaute spontan Maria Walter, Vorsitzende des IGBCE-Vertrauenskörpers der B. Braun Avitum Saxonia GmbH, einer direkten Nachbarfirma von Steris, bei den aufrechten Gewerkschaftern vorbei. Und weil DGB-Gewerkschafter untereinander solidarisch sind, rief sie den Kolleginnen und Kollegen des Nachbarbetriebes zu: "Ihr tut genau das Richtige, weil gute Arbeit auch gut bezahlt werden muss. Es ist unfair, die Arbeitnehmer/-innen nicht am - von ihnen fleißig miterarbeiteten -Unternehmenserfolg angemessen zu beteiligen. Sich nicht mit dem Sozialpartner gemeinsam an den Verhandlungstisch zu setzen, ist schlicht nicht mehr zeitgemäß. Wir drücken Euch jedenfalls die Daumen. Bleibt dran! Ihr werdet es schaffen."
Bei Steris in Radeberg werden von rund 100 Beschäftigten mit einem Gammastrahler pharmazeutische Produkte sterilisiert. Dazu zählen beispielsweise Masken und Implantate für die Operationssäle.
Das amerikanische Unternehmen Steris ist ein weltweit führender Anbieter von Produkten und Dienstleistungen, die die Patientenversorgung mit einem Schwerpunkt auf Infektionsprävention unterstützen.