JAV Netzwerk

Erfolgreiche JAV-Netzwerke-Konferenz: drei Tage voller Inspiration, Engagement und Motivation

Mit jeder Menge neuer Informationen, Inspirationen, Ideen und Kontakte im Gepäck reisen rund 70 Jugend- und Auszubildendenvertreterinnen und -vertreter (JAVis) am 3. November von Erkner zurück nach Hause. Drei Tage lang hatten die jungen Metallerinnen und Metaller aus Berlin, Brandenburg und Sachsen bei der JAV-Netzwerke-Konferenz im Bildungszentrum Erkner intensiv miteinander diskutiert, sich untereinander kennengelernt und vernetzt, sich viele neue Inputs geholt und nicht zuletzt auch zusammen gefeiert.

Geballte Power bei der JAV-Netzwerke-Konferenz des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen in Erkner vom 1. bis 3. November. - Fotos: Volker Wartmann

Gespannte Vorfreude im Tagungssaal: Gleich geht's los.

Speeddating: In jeweils anderthalb Minuten informieren sich die Teilnehmenden gegenseitig über die Schwerpunkte ihrer JAVi-Arbeit in ihren Betrieben.

Anna von Infineon trägt sich zur Teilnahme an einem Workshop ihrer Wahl ein.

Das Programm der JAV-Netzwerke-Konferenz vom 1. bis 3. November war ebenso vielfältig wie arbeitsintensiv. Am Mittwoch, 1. November, ging es um 11 Uhr los. Nach der Begrüßung stellte Raimund Meß, Bezirksjugendsekretär der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, aktuelle Themen aus Gesellschaft und Betrieb vor, die Einfluss auf die Arbeit der IG Metall haben: von den Kriegen in der Ukraine und Nahost über die hohe Inflation in Deutschland bis zum Umfragehoch der AfD. Meß‘ Fazit: „Die Herausforderungen sind groß, aber wer, wenn nicht ihr, seid diesen gewachsen.“

Zwecks näherem und schnellerem Kennenlernen startete das Nachmittagsprogramm mit einem „Speeddating“: In sechs Gruppen hatten die Teilnehmenden jeweils anderthalb Minuten Zeit, von ihren Gegenübern zu erfahren, welche die spannendsten und wichtigsten Themen in ihrer JAV-Arbeit für sie sind.

Daran anschließend stand das Thema „Auswirkungen von K.I. (Künstliche Intelligenz), Strukturwandel und Transformation auf die Zukunft der Arbeit und Ausbildung“ im Mittelpunkt. Dr. Florian Butollo, Privatdozent am Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft, lieferte dafür den Einstieg mit einem Kurzreferat. Titel: Die Zukunft der Arbeit und die Berufsausbildung von morgen. Die bereits jahrzehntealte Prognose, dass uns die Arbeit ausgehe, stimme nicht, sagte Butollo: „Wir haben in Deutschland heute die historisch höchste Beschäftigtenzahl.“ Zum vermehrten Einsatz von K.I. sagte er: „Die K.I. ist eher ein Werkzeug als ein Ersatz des Menschen.“ Ein sozial-ökologischer Umbau der Gesellschaft erfordere lernende Belegschaften, so Butollo weiter und betonte: „Lernen ist eine Gerechtigkeitsfrage. Gewerkschaften und Betriebsräte spielen eine wichtige Rolle dabei, die K.I. so zu gestalten, dass sie für die Arbeitsqualität der Beschäftigten förderlich ist.“

Nach diesem theoretischen Einstieg ins Thema tauschten sich die jungen Metallerinnen und Metaller in kleinen Gruppen zu den aktuellen Herausforderungen in der JAV-Arbeit und ihren Erfahrungen mit K.I. und Transformation aus. Sie diskutierten beispielsweise, welche Rolle K.I. in ihrer Ausbildung spielt, wie ihre bisherigen Erfahrungen mit K.I. in ihrem Betrieb aussehen, welche K-I.-Tools sie sich für ihre Ausbildung wünschen, wie ihre Betriebsräte die Themen K.I. und Transformation in der Ausbildung sehen. Quintessenz der Diskussionen: Es gibt noch einen extrem hohen Bildungsbedarf darüber, was K.I. kann und was nicht.

„Die US-amerikanische Praxis realer Bedrohungen durch künstliche Intelligenz bei der Arbeit und dessen Abwehrkämpfe am Beispiel der Gewerkschaft der Autoren in der Film- und Fernsehindustrie (WGA)“ war das Thema des abschließenden Vortrags von Aris Harkat, Politischer Sekretär beim DGB Berlin-Brandenburg. „In den USA wird K.I. von Unternehmen größtenteils unreguliert in der Berufswelt eingesetzt“, so Harkat. „Das müssen wir in Deutschland unbedingt vermeiden. Wir müssen die Probleme und Herausforderungen in Verbindung mit K.I. miteinander diskutieren und mitbestimmte Lösungen entwickeln. Dafür brauchen wir starke Gewerkschaften und tarifvertragliche Lösungen.“

Zum Abschluss des ersten Tages begrüßte Dirk Schulze, Leiter des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, die Teilnehmenden. Er freue sich, dass so viele engagierte Jugendvertreterinnen und Jugendvertreter „aus unserem Bezirk“ hier seien, so Schulze. „Ihr seid die Zukunft für die IG Metall und eure Betriebe“, sagte Schulz. „Das ist keine Plattitüde: Wer, wenn nicht ihr, ist gefragt, wie die IG Metall und eure Betriebe in 10 oder 15 Jahren aussehen sollen?“ Schulz weiter: „Die Transformation kann nur gelingen, wenn sie sozial, ökologisch und demokratisch gestaltet wird. Dabei ist euer Engagement gefragt. Dafür wünsche ich euch die notwendige Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit. Gewerkschaft ist etwas für Überzeugte und Überzeugende und nichts für Feiglinge.“

Beim Sektempfang nach dem Abendessen kamen Dirk Schulze und viele JAVis ins Gespräch. „Treffen wie diese sind unverzichtbar. Diese Konferenz bietet viele Möglichkeiten, Ideen und Erfahrungen untereinander auszutauschen und an Erfolgsbeispielen von Anderen zu lernen“, betonte Leon Hafki, Auszubildender zum Industriemechaniker im vierten Ausbildungsjahr und JAV-Vorsitzender im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt. „Hier können wir Kontakte knüpfen und uns miteinander vernetzen. Das ist sehr wichtig. Denn eines ist sonnenklar: Die Transformation kann nur gelingen, wenn wir jungen Leute sie entscheidend mitgestalten.“

„Es ist toll, sich mit so vielen JAVis aus anderen Unternehmen auszutauschen und von ihnen Inputs für die eigene JAV-Arbeit zu bekommen“, so Tim Flemming, Werkzeugmechaniker und JAV-Mitglied bei Porsche Fahrzeugbau in Schwarzenberg im Erzgebirge. „Ich nehme hier auf jeden Fall viele neue Inspirationen und Eindrücke für unsere JAVi-Arbeit mit.“

„Die Konferenz bietet eine gute Gelegenheit, mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Ich lerne hier viele JAVis aus anderen Unternehmen kennen und erfahre, wie sie in ihren Betrieben arbeiten“, sagte Felix Kohlsdorf, Zerspanungsmechaniker und JAV-Mitglied bei Siemens Energy in Görlitz. „Die Workshops bieten mir die Möglichkeit, viel Neues zu lernen und mein Wissen aufzufrischen.“

Der zweite Tag war ein umfangreicher Workshoptag. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, am Vor- und Nachmittag an jeweils bei einem von sechs Workshops mitzumachen. Die Wahl fiel vielen Teilnehmenden nicht leicht, alle sechs angebotenen Themen waren spannend:

Arbeit als 1er JAV – kleines Gremium, große Wirkung

Rederethorik: kreative Gestaltungswerkzeuge für Jugendversammlungen

Stark in Tarif – Gestaltungsmöglichkeiten mit Tarifverträgen

Ausbildungsinhalte, Ausbildungspläne und Co. – Fit für die Zukunft

Projektmanagement für deine JAV-Arbeit

Duales Studium: kennen, verstehen und erfolgreich vertreten

Vor dem Abendessen wurden die wesentlichen Ergebnisse der sechs Workshops im Plenum in gebotener Kürze für alle vorgestellt. Abends sorgte dann das Improtheater mit dem Theatersportverein Berlin für Unterhaltung und gute Laune.

Am dritten Konferenztag stand der „Theorie-Praxis-Transfer“ im Mittelpunkt: Unter Leitung von Jörg Ullrich, Politischer Sekretär bei der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg Sachsen, diskutierten die Teilnehmenden darüber, wie und mit welchen Werkzeugen sie ihr theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen und Veränderungsprozesse in ihren Betrieben anstoßen können. Dabei spielte auch das Thema Motivation eine große Rolle: Wie reiße ich andere mit? Welche Möglichkeiten und Ansätze gibt es, wenn sich die Umsetzung von Veränderungen sich als langwierig und zäh gestaltet und der Arbeitgeber dabei große Steine in den Weg legt?

Passend zum Thema stellte anschließend Stefanie Holtz, Bundesjugendsekretärin der IG Metall, die zahlreichen bezirklichen und bundesweiten Bildungsangebote und Handlungsfelder vor. Nach einer Feedbackrunde endete die JAV-Konferenz um 15 Uhr.

Bezirksjugendsekretär Raimund Meß zog ein zufriedenes Fazit: „Die JAVis aus unserem Bezirk waren die drei Tage engagiert und mit vollem Einsatz dabei. Ich wünsche ihnen, dass sie das Gelernte und ihre neuen Erfahrungen in ihren Betrieben in die Praxis umsetzen können.“

Von: rh

Unsere Social Media Kanäle